Das Combermere Foto

Eine der bekanntesten Geisterfotografien ist das Combermere-Foto. Es entstand am 05. Dezember 1891 in der Bibliothek von Combermere Abbey. Links im Bild, in einem hohen Sessel, erkennt man den Kopf und einen Arm einer schemenhaften Gestalt. Es wird angenommen, dass es sich bei dieser Gestalt um den Geist von Lord Combermere handelt, denn als die Aufnahme gemacht wurde, war dieser bereits verstorben. Er war einige Wochen vorher bei einem Kutschenunfall tödlich verunglückt. Das Foto entstand bei der Beerdigung des Lords, die etwa vier Meilen entfernt stattfand und an der sämtliche Angehörige des Haushalts teilnahmen. Sybell Corbett, die Schwägerin des Verstorbenen, wollte die Gelegenheit nutzen und ein Foto der Bibliothek machen. Sie ging davon aus, dass das Anwesen während der Beerdigung verlassen sein würde und so niemand die Aufnahme des Fotos stören würde. Die Belichtung des Fotos dauerte etwa eine Stunde. Einige Quellen geben die Belichtungszeit mit nur 15 Minuten an.


Als die Platte entwickelt worden war, konnte man sofort die schemenhafte Gestalt links im Bild erkennen. Die meisten Angestellten waren sich sicher, dass die Gestalt dem alten Lord sehr ähnlich sah und da die Schemen auf dem Lieblingssessel von Lord Combermere zu erkennen waren, ging man davon aus, dass es sich um seinen Geist handeln musste.

Nach Bekanntwerden des Fotos, meldeten sich schnell auch kritische Stimmen.

Es wurde vermutet, dass die Fotoplatte entweder doppelbelichtet, oder irgendwie manipuliert worden war, aber eine Untersuchung der Platte brachte nur hervor, dass dies nicht der Fall war.

Eine andere Vermutung war, dass sich Jemand in den Sessel setzte, während das Foto belichtet wurde, und einige Minuten dort sitzen blieb. Allerdings wurde jedoch behauptet, dass zu dieser Zeit Niemand im Haus war.

Auch heute wird die Echtheit des Bildes noch diskutiert, was dazu führte, dass die Aufnahme ins nähere Interesse des Teams rückte.


Zunächst zum Foto selbst. Man sieht einen offensichtlich größeren möblierten Raum. Links im Bild scheinen zwei große Fenster zu sein, durch die Tageslicht in den Raum fällt. Durch den hohen Lichteinfall wirken zwei Sitzmöbel und Teile vom Bücherregal stark überbelichtet. Der Sessel im vorderen linken Teil des Bildes steht dem Fenster abgewandt im Raum, wodurch die Vorderseite der Rückenlehne im Schatten liegt. Dort wo der Sessel vom Tageslicht angestrahlt wird, erkennt man teilweise eine Person. Im Schatten der Rückenlehne ist nichts zu sehen. Obwohl die Sitzfläche auch im Tageslicht liegt, kann man keine Beine erkennen.

Das Team überlegte, ob die Vermutung, dass während der Aufnahme eine lebende Person im Sessel saß, berechtigt ist. Man stellte sich die Frage, wie denn überhaupt eine solche Aufnahme aussehen würde, wenn eine Person nicht während der vollständigen Belichtungszeit von der Kamera aufgenommen wird. Wenn sich dort jemand hingesetzt hätte, wäre dann nicht die Gestalt, zwar schemenhaft, aber dennoch mit einem vollständigen Körper zu sehen? Diese Frage sollte nun geklärt werden.   


Bei Recherchen zu dem Bild stellte sich schnell heraus, dass sich schon einmal Jemand diese Frage gestellt hatte. Relativ kurz nach Entstehung des Fotos hatte Sir William Barrett, einer der Initiatoren der Society for Psychical Research, den Fall untersucht und das Bild nachgestellt. Seine Aufnahme war beinahe identisch mit dem Combermere-Foto. Er veröffentlichte seinen Bericht 1895 im Journal der Society for Psychical Research. Leider sind weder der Bericht, noch das Foto von Sir Barrett der Öffentlichkeit zugänglich.

Auch stellte sich heraus, dass das Haus während der Beerdigung nicht vollständig leer stand. Mindestens zwei männliche Hausangestellte waren im Anwesen verblieben. Dennoch wurden die beiden Männer als Verursacher ausgeschlossen, da sie noch recht jung waren und helle Kleidung trugen. Die Gestalt auf dem Foto scheint jedoch schon in einem gesetzteren Alter zu sein und dunkle Oberkleidung zu tragen, von der nur der helle Hemdkragen zu erkennen ist.

Eine Schwiegertochter Lord Combermeres hatte Sir Barrett auch in einem Brief geschrieben, dass für sie das Gesicht der Gestalt auf dem Foto viel zu undeutlich und sie daher nicht überzeugt sei, dass es sich um den Geist ihres Schwiegervaters handele, auch wenn seine Kinder sich sicher waren. Aber auch sie schloss die Hausangestellten aus, da sie dem Lord von der Gestalt her gar nicht ähnlich sahen. Sie hatte sich jedoch auch Gedanken darüber gemacht, dass auf dem Foto die Beine der Gestalt nicht zu sehen waren. Ihrer Meinung nach könnte die Begründung auch darin liegen, dass Lord Combermere nach dem Unfall bis zu seinem Tod nicht mehr laufen, also seine Beine nicht mehr benutzen konnte.

 

Generell scheint den Combermeres das Paranormale nicht ganz fremd gewesen zu sein. In Combermere Abbey scheint es schon in früherer Zeit Berichte über Geister gegeben zu haben. In einem der Räume soll ein Mönch erscheinen (Combermere Abbey war ursprünglich ein Zisterzienser Kloster) und der Geist eines kleinen unglücklichen Mädchens ging umher, eine Art Familiengeist, das den Tod eines Familienmitglieds ankündigte.

Auch der Vater des Verstorbenen kam in Berührung mit dem Paranormalen, als er in seiner Tätigkeit als Statthalter von Barbados den Fall der wandernden Särge in der Chase-Gruft untersuchte.

 

Für das Geisterfoto von Lord Combermere scheint dennoch eine natürliche Erklärung in Frage zu kommen, vor allem, da Sir Barrett seinem Bericht nach ein sehr ähnliches Foto zustande gebracht hatte.

 

Da man die Aufnahme Sir Barretts nicht so ohne weiteres einsehen kann, beschloss das Team, die Aufnahme selbst nachzustellen. Eine Anfrage bei der Society for Psychical Research ergab, dass das Foto wahrscheinlich mit einer damals gängigen Plattenkamera erstellt worden war.

Heutzutage sind solche Plattenkameras und das nötige Zubehör nicht mehr so einfach erhältlich. Auch wäre die Anschaffung recht kostspielig. Als Alternative bot sich hier eine einfache Lochkamera an. Da das Prinzip dieser Kameras grundsätzlich identisch ist, entschieden die Gruppe dann auch für die Verwendung dieser Variante.

Kameramann Alexander übernahm die Aufgabe, für dieses Projekt eine Lochkamera zu bauen. Leicht verständliche Bauanleitungen hierfür fand er im Internet. Als Plattenersatz diente einfaches S/W-Fotopapier (glänzend) mit normaler Dichte.

Nun galt es, die richtigen Lichtverhältnisse und die entsprechende Belichtungszeit herauszufinden. Da kein solch großer Raum mit hohen Fenstern, so wie auf dem Originalfoto, zur Verfügung stand, musste improvisiert und nach den günstigsten Bedingungen gesucht werden. So brachte Alexander über 100 Stunden damit zu, mit den Lichtverhältnissen und der Belichtungszeit zu experimentieren. Er testete die Kamera tagsüber bei natürlichem Licht und auch mit zusätzlicher Beleuchtung durch das Deckenlicht. Weiter machte er Tests in der Nacht nur mit der Deckenbeleuchtung und später auch mit zusätzlichen Lichtquellen.


Auch die Entwicklung der Negativbilder machte Alexander selbst. Dies war mit etwas Übung und genauer Anleitung für die Benutzung des Entwicklers und Fixierers nicht sonderlich schwer. Nun mussten die Bilder allerdings noch ins Positiv gebracht werden. Hierbei wird das Belichtungsverfahren noch einmal umgekehrt. So werden das Negativbild, welches beim Fotografieren mit der Lochkamera entstanden ist, und ein unbelichtetes Fotopapier mit den Frontflächen aufeinandergelegt. Damit hier nichts verrutscht, fixiert man die beiden Papiere mit einem Glasrahmen. Dann wird das Ganze noch einmal belichtet. Dadurch entsteht auf dem unbelichteten Papier das Positivbild. Auch hier spielt die Belichtungszeit eine Rolle. Wenn die Belichtung zu kurz oder zu lang erfolgt, wird das Positiv über- oder unterbelichtet. Ein erfahrener Hobbyfotograf wird damit keine Probleme haben, doch für dieses Experiment waren die Ergebnisse im Selbstversuch eher unbefriedigend. Daher wurde für diesen Teil die Hilfe eines professionellen Fotostudios in Anspruch genommen.

 

Da die Lochkamera der einfachste Kameratyp ist und daher Fotos ohne Kameralinse aufgenommen werden, stellte Alexander fest, dass für eine Aufnahme eine wesentlich längere Belichtungszeit benötigt wird, als damals für das Combermere Foto. Der Typ Plattenkamera, der damals für das Foto benutzt wurde, war bereits mit einer Fotolinse ausgestattet, was die Belichtungszeit um Einiges verkürzte, da das Licht durch die Linse gebündelt wird.

 

Durch seine Versuche mit verschiedenen Lichtverhältnissen, fand Alexander heraus, dass er selbst mit zusätzlicher Beleuchtung des Motivs durch einen 300-Watt-Baustrahler, eine Belichtungszeit von etwa viereinhalb Stunden benötigte, um ein ordentliches Foto zu erstellen. Diese, doch recht lange Zeit, gab Alexander jedoch die Möglichkeit, nun auch mit dem abgebildeten Motiv zu experimentieren. So konnte er feststellen, wie deutlich Gegenstände auf dem Foto zu sehen waren, die nach etwa einer Stunde Belichtung, nach zwei Stunden, etc. ins Bild drapiert wurden.

Bild 1
Bild 1

Die Bücher auf diesem Foto (viereinhalb Stunden Belichtung) wurden von rechts nach links gesehen nach einer Stunde, nach zwei Stunden und nach drei Stunden im Foto platziert. Alexander setzte sich nach dreieinhalb Stunden mit ins Bild.

Durch diese Versuche konnte er die Zeit eingrenzen, während der eine Person im Bild sitzen musste, um einen ähnlichen Effekt wie auf dem Combermere Foto zu erzielen.Hierfür ließ er sich auch selbst unterschiedlich lang ablichten. Die besten Ergebnisse wurden erzielt, wenn sich Alexander bei einer Belichtungszeit von viereinhalb Stunden, die letzten anderthalb Stunden ins Bild setzte.

Ein interessanter Aspekt war auch die Kleidung. Lord Combermere trug dunkle Kleidung und die Hausangestellten sollen helle Kleidung getragen haben, weswegen man damals ausgeschlossen hatte, dass es sich bei der abgebildeten Person um einen Angehörigen des Personals gehandelt hat.

 Um herauszufinden, wie sich helle Kleidung auf die Aufnahme auswirkt, ließ sich Alexander für ein Bild mit einem weißen T-Shirt ablichten.

Bild 2
Bild 2

Wie man sehen kann, sticht dieses T-Shirt regelrecht aus der Aufnahme heraus. Es scheint fast ein bisschen zu leuchten. Die dunkle Hose wurde von der Kamera jedoch anscheinend gar nicht ‚wahr genommen‘, so dass auf der Aufnahme tatsächlich keine Beine zu sehen sind. Man kann allerdings, ähnlich wie auf dem Originalbild, recht deutlich Alexanders Kopf und Arme erkennen, die geisterhaft durchscheinend sind.

 

Nun folgte noch eine Aufnahme mit dunkler Kleidung.

Bild 3
Bild 3

 Dieses Foto ist ein guter Vergleich zum Original-Combermere-Foto. Wie auf dem Original wird die dunkle Kleidung von der Kamera nicht erfasst. Auch auf diesem Foto sind durch die seitliche Beleuchtung Kopf und Arm transparent zu erkennen. Ebenso sind die Beine nicht zu sehen. Zwar sind die Motive völlig unterschiedlich, doch das Prinzip der Belichtung und Abbildung ist identisch.

 

Das Team war von den Ergebnissen begeistert. Die Frage, wie ein solches Foto aussieht, wenn sich eine Person für einen Teil der Belichtungszeit ins Bild setzt, wurde – zumindest für die Teilnehmer dieses Versuchs – beantwortet.

Für die Gruppe ist das Fazit aus diesem Projekt: Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Combermere-Foto eine lebende Person abgebildet wurde, ist wesentlich höher, als dass es sich um eine Aufnahme von Lord Combermeres Geist handelt. 

 

Dennoch sind nicht alle Fragen zu dem Foto geklärt.

Aus welchem Grund machte Sybell Corbett das Foto?

Wieso ausgerechnet bei der Beerdigung des Lords?

Waren während der Belichtungszeit Personen im Haus, oder nicht?

Warum trugen die Angestellten helle Kleidung, wenn es sich um die Beerdigung ihres Dienstherren handelte und was generell ungewöhnlich zu dieser Zeit war?

 

Diesen und evtl. noch anderen Fragen, lohnt es sich vielleicht noch nachzugehen.


© Angelika Köllner

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

GEGEN SPUKTOURISMUS!

 

Immer wieder erscheinen Zeitungsmeldungen über Personen, die beim unbefugten Betreten von Grundstücken oder Gebäuden von der Polizei aufgegriffen worden sind und angeben, durch PU-Videos und –Berichte (Paranormale Untersuchung) dazu animiert worden sind.

Außerdem machen Ghosthunter auch immer wieder die Feststellung, dass Orte, an denen auch gerne PUs durchgeführt werden, mehr und mehr vermüllt oder zerstört werden, sei es durch Vandalismus, Graffitis, etc.

 

Leute, das geht gar nicht!

 

Paranormale Untersuchungen sind keine Aufforderungen, die jeweiligen Plätze einfach so aufzusuchen und dort zu randalieren!
In den Berichten der Ghosthunter wird oft genug betont, dass sich das jeweilige Team um eine Genehmigung bemüht hat, diesen Ort zu untersuchen und sich mit Wissen und Erlaubnis des Eigentümers dort aufhält.

 

Es kann ja durchaus vorkommen, dass auch Ghosthunter unbefugt einen Ort betreten, weil der Eigentümer einfach nicht auszumachen war. Auch das ist nicht gutzuheißen.

Aber kein Ghosthunter-Team, das etwas auf sich hält, würde einen Ort mutwillig beschmieren, beschädigen oder zerstören. Es wird kein Müll zurückgelassen, nicht mal Zigarettenkippen.

Ghosthuntern geht es dabei um ihre PU und um die Phänomene, die sie dabei vielleicht erleben und dokumentieren können.

Sie behandeln den Ort mit Vorsicht und Respekt.

 

Wenn Ihr euch durch PU-Videos und –Berichte inspiriert fühlt und diese Plätze selbst mal besuchen wollt, dann nehmt einfach Kontakt zu dem jeweiligen Ghosthunter-Team auf. Fast jedes Team nimmt gerne auch mal Gäste mit auf PU. Sollte es aus irgendwelchen Gründen als PU-Gast nicht klappen, bekommt Ihr so sicher wenigstens Informationen, wo Ihr euch wegen einer Genehmigung hinwenden könnt.

 

Die Konsequenzen von Spuktourismus sind weitreichender, als Ihr denkt und treffen nicht nur die Randalierer, wenn sie von der Polizei erwischt werden. Je nachdem, wie alt sie sind, werden ihre Eltern benachrichtigt und müssen evtl. ein Bußgeld zahlen. Wenn nicht die Eltern, dann vielleicht sie selbst. Sicher wird’s von Zuhause auch ein schönes Donnerwetter geben.

Desweiteren wird der Eigentümer des Ortes sicher über das unbefugte Betreten informiert werden. DAS hat dann Konsequenzen für die Ghosthunter. Wenn das fragliche Team selbst ohne Genehmigung da war, droht ebenfalls eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch bzw. unbefugtem Betreten. Evtl. ebenfalls eine Bußgeldzahlung.

UND – der/die Eigentümer haben vielleicht so die Nase voll von dem Theater, dass sie auch keine Genehmigung mehr zum Betreten des Grundstücks/Gebäudes erteilen, wenn die Nächsten anfragen.

Die Folgen: Es gibt immer weniger Orte, an denen Ghosthunter ihre PUs durchführen können, es wird immer schwerer, Genehmigungen zu erhalten, d.h. weniger Berichte und Videos und weniger Chancen, evtl. doch eindeutige Belege für Spuk, etc. zu finden.

Das Alles zerstört uns die Möglichkeit, unser Hobby, unsere Leidenschaft auszuüben!

Solche PUs an öffentlichen Orten, bzw. ohne Klienten sind nicht nur für unser Vergnügen und den Thrill. Es geht auch darum, Erfahrung zu sammeln, Übung zu bekommen, Fehler zu lösen und das Team zu stärken und zusammenzuschweißen. Außerdem sind es auch oft die Orte selbst und deren Geschichte, die uns daran faszinieren.

 

All das wird durch Spuktouristen kaputt gemacht.

 

Spuktourismus ist ignorant, dumm und egoistisch!

 

WIR BETONEN HIERMIT GANZ DEUTLICH, DASS WIR UNS VON SPUKTOURISMUS DISTANZIEREN UND UNSERE PU-BERICHTE AUF KEINEN FALL ALS AUFFORDERUNG ZUM SPUKTOURISMUS ZU VERSTEHEN SIND!

 

Wenn Ihr Euch für einen Ort näher interessiert, meldet Euch einfach bei uns. Wir helfen gerne.

 

Euer Team Ghost Hunter

Wir twittern auch! Folgt uns unter @T_Ghost_Hunter und bleibt immer auf dem Laufenden!