Spuk im Pfarrhaus von Cideville

 

 

 

 

 

Im Pfarrhaus von Cideville, einer kleinen Stadt in Nordfrankreich, kam es von Ende November 1850 bis ca. Mitte Februar 1851 zu poltergeistähnlichen Aktivitäten. Die Phänomene reichten von Klopfen und Hämmern, Verschieben von Möbeln, zuschlagende Türen, umherfliegende Gegenstände, bis hin zum Wegziehen von Bettdecken. Im Mittelpunkt der Vorfälle schienen zwei  Jungen zu stehen, Gustave Lemonier und Clement Bunel, zwölf und vierzehn Jahre alt, die zu der Zeit in der Obhut des Pfarrers standen.

Interessant an diesem Fall sind nicht nur die Phänomene  an sich, sondern auch die äußeren Umstände, die dazu führten, dass der Fall sogar bis vor Gericht kam.
Manche Quellen berichten, dass der Beginn der ganzen Geschichte auf ein Ereignis im März 1849 zurückgeht.
Pater Tinel, der Pfarrer von Cideville, besuchte zu diesem Zeitpunkt ein krankes Gemeindemitglied. Bei diesem Besuch erfuhr er, dass sich der Kranke von einem Schäfer behandeln ließ, der als 'weiße Hexe' in dieser Gegend bekannt war. Der Pfarrer riet dem Patienten, lieber einen Arzt aufzusuchen. Möglicherweise war der besagte Schäfer auch heimlich anwesend und hörte die Kritik. Einige Tage später wurde der Schäfer wegen Ausübung eines Heilberufes ohne Lizenz verhaftet. Allgemein wurde angenommen, der Pfarrer hätte 'die weiße Hexe' angezeigt. Offensichtlich glaubte das auch der Verhaftete und wollte sich daher an Pfarrer Tinel rächen. Gerüchte besagten, dass er hierfür einen anderen Schäfer namens Felix Thorel engagierte. Thorel wurde als schwerfälliger, ungebildeter Mann beschrieben, der mit den Fähigkeiten prahlte, die er als Schüler der weißen Hexe erworben haben soll.
Am 25. November 1850 begegnete Thorel den zwei Schülern Pater Tinels und berührte sie am Rücken. Am nächsten Tag, den 26. November nahmen die Poltergeistaktivitäten ihren Anfang.
Es begann mit dem Geräusch leichter Hammerschläge, die ab da jeden Tag gegen 17:00 Uhr zu hören waren. Das Klopfen reagierte auf Ansprache, wurde lauter und klopfte auf Bitte oder Befehl im Takt zu bestimmten Melodien. Manchmal wurde es ohrenbetäubend laut. Die Phänomene steigerten sich, Tische erhoben sich oder wurden bewegt, ohne dass sie berührt wurden, Leuchter, Messer, ein Spieß und andere Gegenstände flogen durch die Luft und einer der Jungen wurde von einer schwarzen, körperlosen Hand geknufft.  Dieser Junge, Lemonier, behauptete, seit fünfzehn Tagen von einer menschlichen Gestalt verfolgt zu werden, die eine Bluse trug und die außer ihm niemand sehen konnte.
Dort, wo Lemonier die geisterhafte Gestalt gesehen hatte, wurden Nägel in den Boden getrieben und einer davon wurde so heiß, dass er rot glühte. Lemonier sagte, dass dieser Nagel die geisterhafte Gestalt mit der Bluse an der Wange getroffen hatte.
Thorel hatte sich angeblich mit seinem Erfolg gerühmt und behauptete, wenn er erneut einen der Jungen berühren könnte, würden die Möbel tanzen und die Fenster zerbrechen.
Eines Tages besuchte Thorel unter einem Vorwand das Pfarrhaus. Lemonier erkannte in ihm die geisterhafte Gestalt, die ihn verfolgt hatte. Und Thorel hatte eine Verletzung an der Wange. Pater Tinel brachte ihn dazu, sich bei dem Jungen zu entschuldigen, für die Angst, die er ihm eingejagt hatte, doch während Thorel dies tat, zerrte er an der Kleidung Lemoniers.
Am nächsten Tag zerbrachen die Fenster, so wie es der Schäfer prophezeit hatte. Dieser versuchte nun auch, den Pfarrer zu berühren.  In manchen Quellen heißt es, dass es zu einem Streit und einer Schlägerei kam. Sicher ist jedenfalls, dass der Pfarrer Thorel mit seinem Stock schlug. Thorel, der inzwischen seine Arbeit verloren hatte, brachte die Angelegenheit vor Gericht. Er klagte Pfarrer Tinel der Verleumdung an, da dieser ihn als Hexer bezichtigte.
Es wurden mindestens 34  (ein Bericht spricht von 42) Zeugenaussagen aufgenommen. Darunter befanden sich die Aussagen mehrerer Geistlicher, des Bürgermeisters, des Gutsherrn, und die des Marquis von Mirville, eines geachteten Okkultisten aus Paris. Sie alle waren Zeugen der Vorfälle im Pfarrhaus gewesen. Und sie alle bestätigten dem Gericht, dass die Ereignisse echt waren und nicht von den Jungen hervorgerufen worden sein konnten.
Ein Landvermesser sagte aus, dass er die beiden Jungen in eine Stellung gebracht hatte, die Betrug unmöglich machte, aber das Klopfen ging weiter.
Ein Monsieur de B. traf alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen und wurde nichtsdestotrotz von Geräuschen unterhalten, die die Töne einer geforderten Melodie klopften. Er konnte keine Ursache der Geräusche ausmachen.
Ein Monsieur Huet sagte aus, dass er einen Finger auf einen Tisch gelegt hatte und auf gestellte Fragen geklopfte Antworten erhielt, "an derselben Stelle, an der ich stand und nahe an meinem Finger". Er konnte dies nicht erklären, war aber überzeugt, dass es nicht von den Jungen oder irgendjemandem im Haus verursacht wurde.
Monsieur Cheval sah Dinge umherfliegen. Ein Kissen flog davon, während sein Kopf darauf lag. Er lag mit den Jungen in einem Bett, hatte ihre Hände festgehalten und seine Beine über ihre gelegt. Dennoch hob sich die Bettdecke und flog davon.
Der Marquis de Mirville hielt eine Séance mit den Jungen ab und bekam eine Anzahl geklopfte Antworten, was ihn fast in einen Taumel versetzte, doch als er nach Stücken italienischer Musik fragte, war die unbekannte Macht merkwürdig kraftlos.
Madame de St. Victor wurde im Pfarrhaus gestoßen und fühlte etwas an ihren Kleidern zerren. Niemand befand sich in ihrer Nähe. Außerdem sah sie, wie Möbel sich 'auf fantastische Art und Weise' bewegten.
Monsieur Raoul Robert de St. Victor hatte viele ähnliche Erlebnisse. Ein Schreibtisch segelte vorbei, schwebte einen Moment in der Luft und fiel schließlich herab. Weitere Ereignisse beschrieb er so (Quelle: Lexikon der Geister):
"Vor einer Woche ging ich wieder in das Pfarrhaus und war ganz alleine mit den Kindern und einer älteren Hausangestellten. Ich setzte die beiden Jungen in je ein Fenster in dem Zimmer in der oberen Etage, blieb selbst draußen, aber so, dass ich all ihre Bewegungen beobachten konnte. Sie hätten sich außerdem gar nicht bewegen können, ohne das Risiko einzugehen, hinauszufallen; und ich hörte dann Raps (Schläge) in dem Zimmer, die so ähnlich klangen, als wenn sie von einem Hammer erzeugt wären. Ich ging hinauf ins Zimmer und sah einen der Kinderschreibtische auf mich zukommen - ohne irgendeine sichtbare Kraft, die ihn schob; wie auch immer, ich sah es nicht in dem Moment, als es losging. Ich bin überzeugt davon, dass die Kinder nichts damit zu tun hatten, denn sie standen immer noch still an den Fenstern. Als ich eines Tages mit dem Bürgermeister im Pfarrhaus war, hörte ich laute Schläge, wie sie nicht von den Kindern erzeugt werden können."
Ein Bauer sah eine Vielzahl von Objekten, die sich in die Luft erhoben und herumsegelten. Er war sicher, dass die Jungen sie nicht geworfen hatten. Als er einmal mit ihnen im Freien unterwegs war, zwischen Cideville und Anzooville, kamen Steine auf sie zu, geworfen von einer unsichtbaren Kraft, ohne sie jedoch zu berühren.
Es gab noch weitere bestätigende Beweise, von Physikern und Männern des Gesetzes.
Das Gericht kam letztendlich zu dem Schluss, dass die Ursache der Phänomene nicht aufgeklärt werden kann und somit unbekannt bleibt.
Die Klage Thorels wurde abgewiesen. Da er damit geprahlt hatte, für die Phänomene verantwortlich und damit vorgeführt hatte, ein Hexer zu sein, konnte er dem Pfarrer nicht den Vorwurf machen, ihn als solchen zu bezichtigen.
Damit endeten die Vorfälle im Pfarrhaus. Einige Wochen später nahmen die Eltern von Lemonier und Bunel ihre Kinder wieder zu sich und entbanden den Pfarrer von seiner Fürsorge für die Kinder. Bei einem der Jungen soll es zu Hause jedoch noch zu weiteren Vorfällen gekommen sein.
Somit vollzog sich letztendlich doch die Rache der 'weißen Hexe', denn als damals Pfarrer Tinel den Kranken zum Arztbesuch aufforderte, sagte der um den Kranken bemühte Schäfer später: "Wenn er sich in meine Angelegenheiten einmischt, werde ich mich in Seine einmischen und er wird seine Schüler verlieren".
 
© Angelika Köllner

Quellen:
Werner F. Bonin, Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete, Bern und München, Sonderausgabe 1988, ISBN 3-572-04271-2

Annekatrin Puhle, Das Lexikon der Geister, München 2004, ISBN 3-86533-011-8

David Pickering, Lexikon der Magie und Hexerei, deutsche Ausgabe 1999, ISBN 3-8289-0323-1

William G. Roll, The Poltergeist

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GEGEN SPUKTOURISMUS!

 

Immer wieder erscheinen Zeitungsmeldungen über Personen, die beim unbefugten Betreten von Grundstücken oder Gebäuden von der Polizei aufgegriffen worden sind und angeben, durch PU-Videos und –Berichte (Paranormale Untersuchung) dazu animiert worden sind.

Außerdem machen Ghosthunter auch immer wieder die Feststellung, dass Orte, an denen auch gerne PUs durchgeführt werden, mehr und mehr vermüllt oder zerstört werden, sei es durch Vandalismus, Graffitis, etc.

 

Leute, das geht gar nicht!

 

Paranormale Untersuchungen sind keine Aufforderungen, die jeweiligen Plätze einfach so aufzusuchen und dort zu randalieren!
In den Berichten der Ghosthunter wird oft genug betont, dass sich das jeweilige Team um eine Genehmigung bemüht hat, diesen Ort zu untersuchen und sich mit Wissen und Erlaubnis des Eigentümers dort aufhält.

 

Es kann ja durchaus vorkommen, dass auch Ghosthunter unbefugt einen Ort betreten, weil der Eigentümer einfach nicht auszumachen war. Auch das ist nicht gutzuheißen.

Aber kein Ghosthunter-Team, das etwas auf sich hält, würde einen Ort mutwillig beschmieren, beschädigen oder zerstören. Es wird kein Müll zurückgelassen, nicht mal Zigarettenkippen.

Ghosthuntern geht es dabei um ihre PU und um die Phänomene, die sie dabei vielleicht erleben und dokumentieren können.

Sie behandeln den Ort mit Vorsicht und Respekt.

 

Wenn Ihr euch durch PU-Videos und –Berichte inspiriert fühlt und diese Plätze selbst mal besuchen wollt, dann nehmt einfach Kontakt zu dem jeweiligen Ghosthunter-Team auf. Fast jedes Team nimmt gerne auch mal Gäste mit auf PU. Sollte es aus irgendwelchen Gründen als PU-Gast nicht klappen, bekommt Ihr so sicher wenigstens Informationen, wo Ihr euch wegen einer Genehmigung hinwenden könnt.

 

Die Konsequenzen von Spuktourismus sind weitreichender, als Ihr denkt und treffen nicht nur die Randalierer, wenn sie von der Polizei erwischt werden. Je nachdem, wie alt sie sind, werden ihre Eltern benachrichtigt und müssen evtl. ein Bußgeld zahlen. Wenn nicht die Eltern, dann vielleicht sie selbst. Sicher wird’s von Zuhause auch ein schönes Donnerwetter geben.

Desweiteren wird der Eigentümer des Ortes sicher über das unbefugte Betreten informiert werden. DAS hat dann Konsequenzen für die Ghosthunter. Wenn das fragliche Team selbst ohne Genehmigung da war, droht ebenfalls eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch bzw. unbefugtem Betreten. Evtl. ebenfalls eine Bußgeldzahlung.

UND – der/die Eigentümer haben vielleicht so die Nase voll von dem Theater, dass sie auch keine Genehmigung mehr zum Betreten des Grundstücks/Gebäudes erteilen, wenn die Nächsten anfragen.

Die Folgen: Es gibt immer weniger Orte, an denen Ghosthunter ihre PUs durchführen können, es wird immer schwerer, Genehmigungen zu erhalten, d.h. weniger Berichte und Videos und weniger Chancen, evtl. doch eindeutige Belege für Spuk, etc. zu finden.

Das Alles zerstört uns die Möglichkeit, unser Hobby, unsere Leidenschaft auszuüben!

Solche PUs an öffentlichen Orten, bzw. ohne Klienten sind nicht nur für unser Vergnügen und den Thrill. Es geht auch darum, Erfahrung zu sammeln, Übung zu bekommen, Fehler zu lösen und das Team zu stärken und zusammenzuschweißen. Außerdem sind es auch oft die Orte selbst und deren Geschichte, die uns daran faszinieren.

 

All das wird durch Spuktouristen kaputt gemacht.

 

Spuktourismus ist ignorant, dumm und egoistisch!

 

WIR BETONEN HIERMIT GANZ DEUTLICH, DASS WIR UNS VON SPUKTOURISMUS DISTANZIEREN UND UNSERE PU-BERICHTE AUF KEINEN FALL ALS AUFFORDERUNG ZUM SPUKTOURISMUS ZU VERSTEHEN SIND!

 

Wenn Ihr Euch für einen Ort näher interessiert, meldet Euch einfach bei uns. Wir helfen gerne.

 

Euer Team Ghost Hunter

Wir twittern auch! Folgt uns unter @T_Ghost_Hunter und bleibt immer auf dem Laufenden!