Elisabeth Parsons während einer Sitzung-Cock Lane Geist #paranormal #poltergeist #spuk #haunting #ghost
Bild aus der 'Illustrated Police News' 1883

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Cock-Lane-Geist gehört zu Londons berühmtesten Poltergeistern. Im Jahre 1762 stand er im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. 'Scratching Fanny', wie der Geist genannt wurde, behauptete, durch Arsenvergiftung ermordet worden zu sein - und ihren Mörder zu kennen.

Die Ereignisse, die zur Erscheinung des Cock-Lane-Geist führten, begannen bereits etwa 6 Jahre früher, im Jahr 1756/57. Ein Geldverleiher namens William Kent heiratete Elizabeth Lynes, die Tochter eines Krämers. Das Ehepaar zog nach Stone Ferry und versuchte, sich ein Leben aufzubauen. Etwa ein Jahr später wurde Elizabeth schwanger. Um sie in dieser Zeit zu unterstützen, zog ihre Schwester Frances, genannt Fanny, in das Haus des Ehepaars. Tragischerweise starb Elizabeth bei der Geburt ihres Kindes. Fanny blieb bei William, um sich um das Kind zu kümmern und den Haushalt zu führen. Doch auch das Kind überlebte nicht lange und starb einige Monate später. Verbunden durch die Sorge und Trauer um ihre Familie, verliebten sich William und Fanny ineinander. Eine Verbindung der Beiden wurde durch das damals gültige kanonische Verbot der Schwagerehe verhindert. William Kent zog daher nach London und suchte sich dort Arbeit, in der Hoffnung, so ihre Beziehung und die verbotene Liebe zu überwinden.
Fanny schrieb ihm jedoch leidenschaftliche Briefe, so dass er bald seinen Widerstand aufgab. Er ließ Fanny zu sich ziehen und sie entschieden sich, ohne Trauschein als Mann und Frau zusammenzuleben. Als Beweis ihrer gegenseitigen Liebe setzten sie ihre Testamente zugunsten des jeweils anderen auf.

 

Im Oktober 1759 trafen die Beiden bei einem Kirchgang Richard Parsons, den amtierenden Pfarrangestellten der Kirche von St.Sepulchre without Newgate. Da sie zu der Zeit auf Wohnungssuche waren, bot er ihnen ein Zimmer in seinem Haus in der Cock Lane an, was William und Fanny auch gerne annahmen. Man verstand sich gut und so lieh William Kent Richard Parsons nicht nur 12 Guineen mit der Abmachung, dass pro Monat eine Guinee zurückgezahlt werden sollte, sondern erzählte ihm auch, dass die Beziehung mit Fanny unehelich war.

 

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Zeitgenössische Illstration der Cock Lane. Das 'Spukhaus' ist das Haus mit der Aufschrift. Public Domain.

 

Im Herbst 1759 erwartete Fanny ein Kind. William musste während dieser Zeit London für einige Tage verlassen. Fanny fühlte sich alleine unwohl und so bat sie Parsons elfjährige Tochter, solange bei ihr im Bett zu schlafen.
 
Hier tauchten nun zum ersten Mal merkwürdige Geräusche auf. Zuerst hörte es sich an, als würde eine Ratte hinter der hölzernen Wandverkleidung hin und her huschen. Dann begannen Klopfgeräusche, die nach und nach immer lauter wurden.
Fanny bekam Angst. Sie hielt die Geräusche für die eines Dämons, der ihr wegen ihres sündigen Verhaltens nach dem Leben trachtet, bzw. für den Geist ihrer Schwester, der sie vor ihrem eigenen Untergang warnte.
 
Der Vermieter einer Taverne, James Franzen, der mit Richard Parsons befreundet war, behauptete in dieser Zeit, einen Geist in Parsons Haus gesehen zu haben, ebenso wie Richard Parsons selbst.
 
Im Jahr 1760 zogen William und Fanny dann wegen Fannys großer Angst in eine Wohnung in Clerkenwell, in der Nähe von Bartlet's Court, wo sie sowieso bald in ein Haus ziehen wollten, das allerdings noch nicht ganz bezugsfertig war.  William forderte von Parsons nun die Rückzahlung seiner Schulden. Parsons verweigerte dies jedoch. Und nicht nur das, er verspottete Kent auch wegen seiner unehelichen Beziehung zu Fanny.
Ende Januar 1761 wurde Fanny krank. Ein herbeigerufener Arzt diagnostizierte nach Rücksprache mit einem Apotheker die Pocken. Daraufhin ließ Fanny ihr Testament noch einmal anwaltlich prüfen und führte ein Gespräch mit dem Pfarrer Stephen Aldrich von St.John Clerkenwell, einem Bekannten von William. Am 02. Februar 1761 starb Fanny.
William ließ sie in der Gruft von St. John Clerkenwell beerdigen. Bei der Beerdigung war der Sarg - entgegen den Gepflogenheiten - bereits geschlossen und sie wurde als seine Frau, mit seinem Namen beerdigt. Dies aber wahrscheinlich nur, weil er gezwungen war, einen Namen anzugeben und Repressalien fürchtete. Wegen des Erbes kam es mit Fannys Familie zu Streitigkeiten.
Später heiratete William Kent erneut.

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Hier das 'Spukhaus' in der Cock Lane in der Frontansicht. Public Domain.

 

Anfang Januar 1762 schaffte Kent es, die Schulden von Parsons einzutreiben.
Etwa zur selben Zeit begannen die Geräusche in der Cock Lane erneut und wanderten von der ehemaligen Kent-Wohnung in das Schlafzimmer von Elizabeth Parsons, der Tochter, die mit Fanny das Bett geteilt hatte. Nachts fielen sie am meisten auf,  konnten aber auch zu jeder Stunde auftreten. Es wurde allerdings bemerkt, dass sie nur zu hören waren, wenn Elizabeth zu Hause war. Sie begann nun ebenfalls, unter (Epilepsie-)Anfällen zu leiden.
Die Nachmieterin der Kents hatte die Geräusche auch gehört und war schnell wieder ausgezogen, als sie feststellen musste, dass die Geräusche immer öfter und intensiver auftauchten und nicht gestoppt werden konnten.
Parsons begann, Leute in sein Haus zu laden, damit auch andere diese unerklärlichen Geräusche hören konnten. Für Elizabeth wurde eine Art Anstandsdame eingestellt, mit Namen Mary Frazer. Außerdem wandte er sich an den Methodisten-Pfarrer John Moore, seit 1761 Pfarrer von St. Bartholomew-the-Great in West Smithfield.
Als der Besucherandrang wieder nachließ, war es angeblich Mary Frazer gewesen, die auf die Idee kam, den Geist durch die Leute befragen zu lassen (eine andere Quelle nennt Parsons und John Moore als Urheber dieser Methode). Das Klopfen sollte diese Fragen beantworten. Einmal Klopfen bedeutete 'Ja', zweimal Klopfen 'Nein' und wenn der Geist nicht antworten wolle oder die Antwort nicht wisse, solle er gar nicht klopfen.
Man vermutete, dass der erste Geist, dessen Gestalt auch gesehen wurde, der von Elizabeth Kent war, der ihre Schwester Fanny vor dem bevorstehenden Tod warnte.
Dieser erste Geist war ja zwischenzeitlich wieder verschwunden, was lag also näher, nun anzunehmen, dieser Geist sei der von Fanny selbst. Es entstand der Verdacht, Fanny sei keines natürlichen Todes - durch die Pocken - gestorben, sondern ermordet worden. Angeblich sei ihr zwei Stunden vor ihrem Tod Arsen verabreicht worden und sie sei an der Vergiftung gestorben. Nun wolle sie Gerechtigkeit, wie man annahm.
Als Methodist glaubte Moore an den Geist und dass dieser auch die Wahrheit sagte.
Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass Parsons ihm davon erzählt hatte, wie Kent seine Schulden von ihm eingetrieben hatte, wodurch Moore evtl. etwas voreingenommen wurde. Außerdem hatte Moore auch von Anne Lynes, der Schwester von Fanny gehört, die sich wegen des geschlossenen Sarges ihrer Schwester beschwert hatte, da sie diese nicht noch einmal habe sehen können. Moore schloss daraus, dass Fanny vielleicht keine Anzeichen von Pocken aufwiese, und Kent das Fehlen von Narben lieber verstecken wollte, falls er sie vergiftet habe.
Moore holte sich Unterstützung und Bestätigung von einem weiteren Methodisten, Thomas Broughton, der die Cock Lane besuchte und beim Gehen überzeugt war, der Geist sei real.

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Auch in der Wohnung der Parsons war der 'Geist' zu hören. Public Media.

 

Die Geschichte verbreitete sich in London über die Zeitung 'Public Ledger', die Details veröffentlichte und Kent so in den Verdacht stellte, ein Mörder zu sein.
Kent verlangte von Parsons und seiner Tochter Elizabeth, die Anschuldigungen zurückzunehmen, doch sie behaupteten, diese kämen vom Geist und nicht von ihnen.
Zusammen mit einem Zeugen besuchte William Kent John Moore und wurde dort von Richard Parsons ebenfalls in die Cock Lane eingeladen, um den Geist selbst zu befragen. Vorab debattierte man nun noch über die Bedingungen, welche Fragen gestellt werden sollten, wer die Teilnehmer wären, etc.
Diese Séance fand am 12.01.1762 statt. Kent erschien in Begleitung zweier Ärzte, die Fanny kurz vor ihrem Tod noch untersucht hatten.
Elizabeth wurde im oberen Stockwerk öffentlich entkleidet und mit ihrer jüngeren Schwester ins Bett gelegt. Das Bett stand in der Mitte des Zimmers, das 'Publikum' saß im Kreis darum herum. Die Gäste wurden gewarnt, dass der Geist sensibel auf Unglauben reagieren würde und tatsächlich antwortete dieser zu Anfang nicht. Erst versuchte Mary Frazer den Geist anzulocken und als das nicht gelang, schickte John Moore die Anwesenden nach draußen, da sie zu viel Lärm machen würden und versuchte dann, 'durch Aufstampfen mit dem Fuß, Kontakt zum Geist aufzunehmen'. Nach zehn Minuten holte er die Gäste wieder ins Zimmer, da der Geist zurückgekehrt sei.
Nun wurden die Fragen der vorbereiteten Liste gestellt. Der Geist verneinte, Kents Frau zu sein und behauptete durch seine Antworten, ihr Tod sei nicht natürlich gewesen, sondern durch Vergiftung herbeigeführt worden. Ihr wurde die Frage gestellt, ob Kent dafür hängen sollte und der Geist antwortete mit "Ja". Kent sprang daraufhin wütend auf und rief: "Du bist ein Lügengeist! Du bist nicht der Geist meiner Fanny! Sie hätte so etwas niemals gesagt!"
Kent erhob anschließend Anklage gegen Parsons, Elizabeth, Frazer und Moore auf Grundlage der Verschwörung zur Verleumdung.
 

Am 18.01.1762 wurde eine weitere Séance in der Cock Lane abgehalten. Kent war zusammen mit dem Apotheker, der Fanny ebenfalls behandelt hatte und mit Stephen Aldrich, dem örtlichen Gemeindepfarrer und Amtsinhaber von St. John Clerkenwell vor Ort.
Nach einer genaueren Untersuchung des Betts mithilfe einer Kerze, weigerte sich der Geist zu antworten und Frazer behauptete, der Geist liebe kein Licht. Als Moore wissen wollte, ob der Geist vor Gericht gegen Kent erscheinen würde, weigerte sich Frazer allerdings, die Frage zu stellen.
Bei einer weiteren Séance am 19.01. wurde Esther 'Carrots' Carlisle, das ehemalige Dienstmädchen von Fanny eingeladen und gebeten, zu bestätigen, dass Fanny vergiftet worden sei. Doch sie weigerte sich. Ihrer Aussage nach war Fanny in den Tagen vor ihrem Tod gar nicht mehr in der Lage gewesen zu sprechen. Außerdem erzählte sie den Anwesenden auch, dass William und Fanny "sich sehr geliebt, und glücklich zusammengelebt hatten".
Später kam wiederum Kent dazu, diesmal mit James Franzen und den Priestern William Todd und Thomas Broughton. Carrots sprach den Geist direkt an. Dieser bestätigte, ihre Herrin zu sein und antwortete auf die Frage, ob sie böse auf Carrots sei mit "Ja".
Carrots antwortete: "Dann bin ich sicher Madame, sie sollten sich schämen, denn ich habe Ihnen nie in meinem Leben etwas getan."
James Franzen wurde durch diese Sitzung regelrecht geschockt und in dieser Nacht wurden er und seine Frau in ihrem Schlafzimmer vom Klopfen des Geistes gequält.
Den ganzen Januar über fand etwa alle zwei bis drei Tage eine weitere Séance statt, interessanterweise auch an verschiedenen Orten und nicht nur in der Cock Lane.
Am 20.01. fand eine im Heim eines Mr. Bruin statt, an der Ecke der nahen Hosier Lane. In dieser Nacht wurden keine Geräusche gehört, doch Elizabeth war sehr aufgewühlt und zeigte Anzeichen von Zuckungen. Das Klopfen ertönte erst um 07:00 Uhr morgens.
Am 22.01. fand eine Séance im St. Bartholomews Hospital statt. Bis morgens um 06:00 Uhr wurden keine Geräusche gehört, dann ertönten drei Kratzer. Die etwa zwanzig Teilnehmer beschwerten sich, die ganze Affäre sei eine Täuschung.
Nach dem 'Public Ledger' berichteten nun auch die 'St. James Chronicle' und die 'Lloyd's Evening Post'. Die Geschichte verbreitete sich so immer weiter in London und es versammelten sich solche Massen außerhalb des Hauses in der Cock Lane, dass die Straße unpassierbar wurde. Parsons erhob nun Eintrittsgelder.
Der Oberbürgermeister von London, Samuel Fluyder, erhielt etliche Anfragen, in diesem Fall zu vermitteln. Er hörte sich die Berichte an, zögerte aber aufgrund einer früheren Betrugsaffäre um ein Medium, das seinem Vorgänger große Schwierigkeiten gemacht hatte. Er bestand stattdessen auf einer unabhängigen Untersuchung der Angelegenheit, die er in die Hände des Pfarrers Stephen Aldrich, dem Vikar von St. Johns Clerkenwell legte.
Währenddessen war Elizabeth am 23., 24. und 26.01. das Thema weiterer Untersuchungen bei Séancen. Am 26.01. fand diese im Haus von Jane Armstrong statt und es kam zu Geräuschen, obwohl Elizabeth in einer Hängematte lag.
Auch am 30.01. fand eine Séance statt, nun wieder in der Cock Lane. Diesmal war hoher Besuch anwesend. Horace Walpole, der 4. Graf von Oxford (und Ahnherr der Schauerliteratur) hatte angekündigt, die Cock Lane zu besuchen, und machte diese Ankündigung nun war. Er kam mit einigen Begleitern und musste sich seinen Weg zum Haus durch die Menge der anderen Besucher kämpfen. Letztendlich war er von dem Phänomen enttäuscht. Wie so oft war bis sieben Uhr morgens nichts passiert.

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Horace Walpole besuchte ebenfalls die Cock Lane, um an einer Séance teilzunehmen. Public Domain.

 

Stephen Aldrich war nach der Beauftragung durch den Oberbürgermeister damit beschäftigt, zusammen mit Lord Dartmouth ein Komitee zu formen, um die Untersuchung des Phänomens möglichst unparteiisch durchzuführen. Als Teilnehmer dieses Komitees wurden gewählt: Dr. John Douglas, ein Amateur-Ermittler, der schon einige Betrüger entlarvt hatte; Mrs. Oaks, eine Oberschwester; Dr. George Macauly, ein Arzt; Dr. Samuel Johnson, der seit langem fasziniert war von Geistern; ein Mr. James Penn, John Moore und ein Captain Wilkinson, der an einer Séance einmal mit Pistole und Knüppel teilgenommen hatte. Ersteres, um damit auf die Quelle der Geräusche zu schießen, letzteres, um die Flucht zu schaffen (bei dieser Gelegenheit hatte es keine Geräusche gegeben).
Das Komitee entschied sich für folgendes Vorgehen:
Elizabeth sollte in Stephen Aldrichs Haus gebracht und dort getestet werden. Anschließend würde das Komitee in die Gruft von St. Johns herabsteigen, während Elizabeth im Haus zurückbleiben sollte. Dort in der Gruft solle der Geist seine objektive Existenz beweisen, in dem er an Fannys Sarg klopfte.
Es wurde eine vorbereitende Séance abgehalten, in der sich der Geist mit den Bedingungen einverstanden erklärte.
Am Abend des 01.02.1762 fand die Séance wie besprochen statt. Gegen 20:00 Uhr trafen die Mitglieder des Komitees in der Kammer ein, in der Elizabeth bereits zu Bett gebracht worden war. Sie behauptete zwar, sie könne den Geist fühlen "wie eine Maus auf ihrem Rücken", doch er machte sich nicht durch Klopfen oder Kratzen bemerkbar.
Nach einer Stunde des Wartens befragte man den Vater, der jegliche Kenntnis über einen Betrug bestritt.
Das Komitee machte sich dann auf den Weg in die Gruft, wo der Geist nun aufgefordert wurde, sich durch die versprochenen Klopfzeichen zu zeigen, "… doch es folgte nichts als Stille".
Auch William Kent begab sich in die Gruft, doch auch das hatte keine Auswirkungen. Das Mädchen wurde anschließend noch mehrmals ernsthaft befragt, gab jedoch kein Geständnis ab.
Dr. Samuel Johnson, der diese Séance dokumentiert hatte, berichtete daher, das Komitee sei der Meinung, dass das Mädchen über die Kunstfertigkeit verfüge, gewisse Geräusche und Lärm zu produzieren und dass es keine höheren Kräfte hier gäbe.

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Das Kommitee in der Gruft, in der Erwartung, der Geist klopfe an seinen Sarg. Public Domain.

 

Es wurden noch weitere Séancen mit Elizabeth abgehalten, doch die ganze Angelegenheit näherte sich nun doch langsam ihrem Ende.
Bei einer Séance am 03.02. kam das Klopfen wieder und angeblich sah die versammelte Menge, wie sich eine Gardinenstange wild drehte. Das Klopfen wurde als so heftig beschrieben, dass man befürchtete, die Vertäfelung würde zerspringen. Parsons war nun in einer sehr schwierigen Lage und erlaubte daher weitere Untersuchungen und Tests mit seiner Tochter.
Vom 07.-10.02. wurde Elizabeth in einem Haus in "The Strand" getestet, und ab dem 14.02. über mehrere Tage hinweg in einem Haus in Covent Garden. Hier wurden unter anderem Tests in einer Hängematte durchgeführt, mit ausgestreckten Händen und Füßen. Sobald sie diese ausstrecken musste, hörten auch die Geräusche auf.
Danach war es zwei Nächte lang völlig still und Elizabeth wurde gesagt, falls bis zum 21.02., einem Sonntag, keine Geräusche mehr zu hören wären, würden sie und ihr Vater ins Newgate-Gefängnis kommen.
Am 21.02. kam es dann während der Sitzung unerwartet zu positiven Resultaten, doch Elizabeth wurde von ihren Begleiterinnen auch dabei beobachtet, wie sie ein 10-15 cm langes Holzstück aufnahm und damit Geräusche machte. Einige der Teilnehmer waren der Meinung, dass diese Geräusche anders klangen, als die vom Geist. Dennoch wurde allgemein davon ausgegangen, dass Elizabeth für die Geräusche verantwortlich war und von ihrem Vater dazu gezwungen wurde. Ihr wurde dann erlaubt, nach Hause zu gehen.

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Elizabeth wurde mehrmals dabei beobachtet, ein Holzstück für die Geräusche des Geistes zu benutzen. Public Domain.

 

Am 25.02. begab sich Kent zusammen mit Aldrich, dem Leichenbestatter, einem Kirchendiener und einem Pfarrbeamten zur Gruft. Es hatte Stimmen gegeben, die behaupteten, er habe den Leichnam aus dem Sarg entfernen lassen, was angeblich für das Versagen des Geistes, auf den Sarg zu klopfen, verantwortlich gewesen war. Kent wollte nun den Sarg öffnen lassen, um sich von diesem Verdacht reinzuwaschen. Dies tat der Leichenbestatter nun auch, und "es war kein schöner Anblick".
Dadurch sah sich nun John Moore veranlasst, seine vorherige Ansicht über den Geist zu widerrufen und die öffentliche Anklage gegen Kent zurückzunehmen. Er hatte Kent gegenüber bereits vorher zugegeben, dass er den Geist für einen Betrüger hielt. Allerdings hatte er dies nicht öffentlich sagen wollen, da er dessen Anwesenheit immer noch als Mahnung für Kents Sünden angesehen hatte. Nun schien ihm jedoch das Gegenteil der Fall.
Um den 05. März herum änderte sich die öffentliche Stimmung gegenüber Kent nun zu seinen Gunsten. Für diesen Umschwung sorgte unter anderem auch eine Schrift namens "Das Mysterium enthüllt", die Oliver Goldsmith zugeordnet wurde, einem irischen Schriftsteller und Arzt. Diese Abhandlung stellte den Fall vor und bezog eindeutig Stellung für Kent.

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Die öffentliche Stimmung änderte sich nun zugunsten William Kents. Public Domain.
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'Das Mysterium enthüllt', Oliver Goldsmith zugeschrieben. Public Domain.

 

Richard Parsons, Seine Frau Elizabeth, Mary Frazer, Richard James (ein Händler) und John Moore wurden nun von den Behörden wegen Verschwörung "William Kent durch Mordanklage um sein Leben zu bringen" zur Rechenschaft gezogen.
 
Am 10. Juli 1762 kam der Fall vor Gericht und wurde vom Obersten Lord Richter William Murray verhandelt.
Die Verhandlung begann zum 10:00 Uhr morgens mit der Anklageverlesung und dem Anhören der Zeugen beider Seiten.
Der Doktor und der Apotheker von Fanny sagten beide aus, dass William Kent ihr nichts hätte eingeben können, denn die letzten Tage vor ihrem Tod hatte sie nur zu sich genommen, was diese Beiden ihr verabreicht hatten.
John Moore erhielt Unterstützung von mehreren angesehenen Herren und auch vom Erzbischof von Canterburry, der sogar einen Brief ans Gericht verfasste, den Moore dem Obersten Lord Richter übergab. Richter Murray steckte den Brief jedoch ungelesen weg, "da dieser unmöglich mit diesem Fall zu tun haben könne".
Richard James wurde vom letzten Anklagezeugen beschuldigt, für Einiges von dem besonders beleidigenden Material verantwortlich zu sein, das im 'Public Ledger' veröffentlicht worden war. Er erhielt jedoch Unterstützung von verschiedenen Zeugen, ebenso wie Richard Parsons, von dem Viele nicht glauben konnten, dass er schuldig sein könne.
Die Verhandlung endete um 21:30 Uhr. Der Lord Richter brauchte 90 Minuten, um den Fall zusammenzufassen, die Geschworenen 15 Minuten, um die Schuldsprüche für alle fünf Angeklagten zu erreichen.
Die Verurteilung wurde allerdings noch nicht durchgesetzt, in der Hoffnung, man könne sich auf die Höhe einer Schadenszahlung einigen, die an Kent zu zahlen wäre. Die Verurteilten wurden daher in Haft behalten, bis sie am 22.11.1762 nochmal vorgeführt wurden, jedoch ohne Ergebnis. Die Haft wurde fortgeführt bis zum 27.01.1763, wo sie nochmals vorgeführt und dann ins Kings Bench Gefängnis überstellt wurden. Moore und James stimmten dort schließlich am 11.02.1763 zu, an Keine eine Summe von 588 Pfund zu bezahlen. Nach einer anschließenden Ermahnung eines Richter Wilmot wurden sie dann entlassen.
Einen Tag später erfolgte dann die Verurteilung der Anderen. Parsons, der immer seine Unschuld beteuerte, wurde zu zwei Jahren Haft und dreimaligen Stehen am Pranger verurteilt. Dies wurde durchgeführt am 16. März, 30. März und am 08. April. Als er das erste Mal am Pranger stand, wirkte er so verwirrt, dass die Menge Mitleid mit ihm hatte, ihn - im Gegensatz zu anderen Gefangenen - freundlich behandelte und Geld für ihn sammelte.
Seine Frau wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und Mary Frazer zu 6 Monaten Zwangsarbeit in Bridewell.

Der Cock-Lane-Geist wurde dann noch zum Brennpunkt einer zeitgenössischen Kontroverse zwischen den Methodisten und den orthodoxen Anglikanern.
Die Geschichte war so bekannt, dass der Geist Erwähnung in Büchern, Artikeln, satirischen Illustrationen und sogar in einem Theaterstück fand.

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Satirische Illustration einer Séance mit dem Cock-Lane-Geist. Public Domain.
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Satirische Illustration zum Thema Aberglaube allgemein. Der Cock-Lane-Geist ist rechts im Bild über dem Thermometer zu sehen. Public Domain.

 

Nur das Mädchen Elizabeth wurde nicht mehr von 'Scratching Fanny' belästigt.

 

Es gibt allerdings noch eine interessante Wendung in der Geschichte. Um 1850 besuchte ein Illustrator, J.W. Archer, die St. Johns Kirche, um Illustrationen für ein Buch von Charles Mackay, mit dem Titel 'Erinnerungen an außergewöhnliche Trugbilder' zu erstellen, die den Cock-Lane-Geist zeigen sollten.
Der Küsterjunge, der Archer begleitete, öffnete den Sarg von 'Scratching Fanny' und zeigte ihm den Körper im Inneren. Archer sah ein ungewöhnlich gut erhaltenes Gesicht einer ehemals schönen Frau mit einer ausgeprägten Adlernase. "Ein ungewöhnlicher Fall", schrieb Archer, "denn der Knorpel gibt meistens nach. Die Überreste waren perfekt erhalten."
Soweit er sehen konnte, gab es keine Anzeichen der Pocken, an denen Fanny gestorben sein sollte. Aber die Erhaltung der Gesichtszüge - insbesondere der Nase - würde einen modernen Forensiker eventuell auf die Suche nach Spuren einer Arsenvergiftung setzen.
 
©Angelika Köllner

Quellen:

Werner F. Bonin, Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete, Bern und München, Sonderausgabe 1988, ISBN 3-572-04271-2

Peter Haining, Das große Gespensterlexikon, Lizenzausgabe Bindlach 1996, ISBN 3-8112-1420-9

Annekatrin Puhle, Das Lexikon der Geister, München 2004, ISBN 3-86533-011-8

http://de.wikipedia.org/wiki/Cock_Lane_Ghost

http://inside-the-dark.de/wbb3/index.php?page=LexiconItem&id=14

http://www.walksoflondon.co.uk/35/true-ghost-stories-the-co.shtml

http://en.wikipedia.org/wiki/Cock_Lane_ghost

http://www.hauntedisland.co.uk/famous-hauntings/ghost-of-cock-lane-london

GEGEN SPUKTOURISMUS!

 

Immer wieder erscheinen Zeitungsmeldungen über Personen, die beim unbefugten Betreten von Grundstücken oder Gebäuden von der Polizei aufgegriffen worden sind und angeben, durch PU-Videos und –Berichte (Paranormale Untersuchung) dazu animiert worden sind.

Außerdem machen Ghosthunter auch immer wieder die Feststellung, dass Orte, an denen auch gerne PUs durchgeführt werden, mehr und mehr vermüllt oder zerstört werden, sei es durch Vandalismus, Graffitis, etc.

 

Leute, das geht gar nicht!

 

Paranormale Untersuchungen sind keine Aufforderungen, die jeweiligen Plätze einfach so aufzusuchen und dort zu randalieren!
In den Berichten der Ghosthunter wird oft genug betont, dass sich das jeweilige Team um eine Genehmigung bemüht hat, diesen Ort zu untersuchen und sich mit Wissen und Erlaubnis des Eigentümers dort aufhält.

 

Es kann ja durchaus vorkommen, dass auch Ghosthunter unbefugt einen Ort betreten, weil der Eigentümer einfach nicht auszumachen war. Auch das ist nicht gutzuheißen.

Aber kein Ghosthunter-Team, das etwas auf sich hält, würde einen Ort mutwillig beschmieren, beschädigen oder zerstören. Es wird kein Müll zurückgelassen, nicht mal Zigarettenkippen.

Ghosthuntern geht es dabei um ihre PU und um die Phänomene, die sie dabei vielleicht erleben und dokumentieren können.

Sie behandeln den Ort mit Vorsicht und Respekt.

 

Wenn Ihr euch durch PU-Videos und –Berichte inspiriert fühlt und diese Plätze selbst mal besuchen wollt, dann nehmt einfach Kontakt zu dem jeweiligen Ghosthunter-Team auf. Fast jedes Team nimmt gerne auch mal Gäste mit auf PU. Sollte es aus irgendwelchen Gründen als PU-Gast nicht klappen, bekommt Ihr so sicher wenigstens Informationen, wo Ihr euch wegen einer Genehmigung hinwenden könnt.

 

Die Konsequenzen von Spuktourismus sind weitreichender, als Ihr denkt und treffen nicht nur die Randalierer, wenn sie von der Polizei erwischt werden. Je nachdem, wie alt sie sind, werden ihre Eltern benachrichtigt und müssen evtl. ein Bußgeld zahlen. Wenn nicht die Eltern, dann vielleicht sie selbst. Sicher wird’s von Zuhause auch ein schönes Donnerwetter geben.

Desweiteren wird der Eigentümer des Ortes sicher über das unbefugte Betreten informiert werden. DAS hat dann Konsequenzen für die Ghosthunter. Wenn das fragliche Team selbst ohne Genehmigung da war, droht ebenfalls eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch bzw. unbefugtem Betreten. Evtl. ebenfalls eine Bußgeldzahlung.

UND – der/die Eigentümer haben vielleicht so die Nase voll von dem Theater, dass sie auch keine Genehmigung mehr zum Betreten des Grundstücks/Gebäudes erteilen, wenn die Nächsten anfragen.

Die Folgen: Es gibt immer weniger Orte, an denen Ghosthunter ihre PUs durchführen können, es wird immer schwerer, Genehmigungen zu erhalten, d.h. weniger Berichte und Videos und weniger Chancen, evtl. doch eindeutige Belege für Spuk, etc. zu finden.

Das Alles zerstört uns die Möglichkeit, unser Hobby, unsere Leidenschaft auszuüben!

Solche PUs an öffentlichen Orten, bzw. ohne Klienten sind nicht nur für unser Vergnügen und den Thrill. Es geht auch darum, Erfahrung zu sammeln, Übung zu bekommen, Fehler zu lösen und das Team zu stärken und zusammenzuschweißen. Außerdem sind es auch oft die Orte selbst und deren Geschichte, die uns daran faszinieren.

 

All das wird durch Spuktouristen kaputt gemacht.

 

Spuktourismus ist ignorant, dumm und egoistisch!

 

WIR BETONEN HIERMIT GANZ DEUTLICH, DASS WIR UNS VON SPUKTOURISMUS DISTANZIEREN UND UNSERE PU-BERICHTE AUF KEINEN FALL ALS AUFFORDERUNG ZUM SPUKTOURISMUS ZU VERSTEHEN SIND!

 

Wenn Ihr Euch für einen Ort näher interessiert, meldet Euch einfach bei uns. Wir helfen gerne.

 

Euer Team Ghost Hunter

Wir twittern auch! Folgt uns unter @T_Ghost_Hunter und bleibt immer auf dem Laufenden!